Portrait junger Mann und junge Frau, die sich körperlich nahe sind

Die Vorhaut (Präputium) des Penis

  • Vorhaut (Präputium) besteht aus zwei Hautschichten
  • Außenblatt: umgibt Penis
  • Innenblatt: Schleimhaut mit Sekretionsbildung
  • Vorhautbändchen (Frenulum) = Hautfalte an Unterseite des Penis, zieht Vorhaut bei Erektion zurück, damit Eichel freiliegt
  • sensorisch empfindsam
  • Smegma: bildet sich bei mangelnder Hygiene unter der Vorhaut: Krankheitsgefahr
  • Beschneidung: (teilweise) Entfernung der Vorhaut: Minderung der Sensibilität der Eichel; hygienisch ggf. vorteilhaft

Die Vorhaut (Präputium) - sinnlos für den Penis?

Die Vorhaut oder das Präputium lässt sich als die naturgegebene Schutzhaube der männlichen Eichel beschreiben. Tatsache ist, dass man ohne Mandeln, Blinddarm und auch ohne Vorhaut leben kann. Tatsache ist aber auch, dass die Natur dem Mann die Vorhaut nicht aus purer Kreativität gab und sie im Laufe der Evolution auch nicht verschwunden ist, sondern damit einen Zweck verfolgte - was die Frage nach dem Sinn oder Unsinn einer Beschneidung aufwirft.

Die Statue des nackten David erschaffen von Michelangelo

Anatomie der Vorhaut

Die Vorhaut besteht aus zwei Hautschichten, manchmal als innere und äußere Vorhaut, manchmal als Innenblatt und Außenblatt bezeichnet. Das Außenblatt ist wie die äußere Haut, die den Penis umgibt. Bei dem Innenblatt handelt es sich um eine Schleimhaut, deren Drüsen ein Sekret bilden. Diese "Vorhautschmiere" hält die Eichel feucht und bewahrt die Zartheit und Sensibilität der Haut.

Das "ridged band" oder "Taylors band" wird als die Verbindung von innerer und äußerer Vorhaut, also am Übergang von äußerer Haut und Schleimhaut gelegen, angesehen. Es wurde 1991 von dem kanadischen Pathologen John R. Taylor bei einem internationalen Symposium über die Beschneidung erstmals beschrieben. Bei einem erschlafften Penis zieht sich dieses Band zusammen, um die Vorhautöffnung möglichst klein zu halten. Durch seine Dehnbarkeit erlaubt das "ridged band" es der Vorhaut, bei der Erektion zurückzugleiten und die Eichel freizulegen.

Das Vorhautbändchen (Frenulum) ist eine Hautfalte an der Unterseite des Penis zwischen der Eichel und der inneren Vorhaut beziehungsweise dem Innenblatt. Bei einer Erektion zieht es die Vorhaut automatisch zurück, damit die Eichel freiliegt. Bei übermäßig heftigem Sexualverkehr, vor allem, wenn die weibliche Scheide oder der Anus des Partners zusätzlich trocken ist, kann es zu einem Riss des Vorhautbändchens kommen. Dieser Unfall führt zu starken Blutungen, allerdings kann der Urologe das Frenulum wieder zusammennähen, sodass keine bleibenden Schäden zu befürchten sind. Das Frenulum selbst ist Teil der Vorhautnaht (Raphe preputii), einer Verwachsungslinie, die in die Penisnaht übergeht. Sie ist meist als dunkler getönter Hautstreifen erkennbar. Das Aussehen der Vorhaut ist genetisch bedingt und sehr unterschiedlich. Bei manchen Männern bedeckt die Vorhaut lediglich den unteren Teil der Eichel und lässt den oberen Teil frei. In anderen Fällen überzieht die Vorhaut die Eichel vollständig und bildet eine Art von überstehendem "Rüssel". Diese Unterschiede sind völlig normal.


Probleme des Penis wegen der Vorhaut

In den ersten Lebensjahren ist die innere Vorhaut meist mit der Eichel verklebt. Dieser Befund ist normal, in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle löst sich diese Verklebung bis zur Pubertät. Hier sind also Versuche, die Vorhaut mit größerem Kraftaufwand zurückzuschieben, das eigentliche Problem. Bei etwa zehn Prozent der Jungen muss eine Vorhautverengung (Phimose) diagnostiziert werden, das heißt, die Vorhaut lässt sich nicht oder nicht in ausreichendem Maße über die Eichel zurückschieben. Diese Phimose kann teils mit konservativen Mitteln wie Salben behandelt werden, in schweren Fällen ist die chirurgische Entfernung der Vorhaut notwendig, also die Beschneidung oder Zirkumzision. Die Vorhautschmiere, das Smegma, kann bei mangelnder Hygiene zu einer Brutstätte von Bakterien werden. Es ist naheliegend, dass Männer mit Vorhautverengung besondere Probleme bei der Penishygiene haben, was auch als eines der Argumente für die Beschneidung immer wieder angeführt wird.


Die Vorhaut - eine empfindsame Zone des Penis

Doch warum hat sich die Natur die Mühe gemacht, dem Mann eine Vorhaut wachsen zu lassen, wenn eine Vielzahl Männer sich diese auch ohne Vorhautverengung aus individuellen oder religiösen Gründen entfernen lässt?

Zwei Funktionen wurden schon erwähnt: die Vorhaut schützt die Eichel und damit den Harnröhrenausgang vor Verletzungen und Reibung und sie sondert ein "Pflegemittel" für die Haut der Eichel ab, um sie zart zu halten. Die Vorhaut bildet zudem eine Art von Hautvorrat für die Verlängerung des Penis während des körperlichen Wachstums. Darüber hinaus ist die Vorhaut eine der sensibelsten, also erotisch empfänglichsten, Regionen des männlichen Körpers. Laut medizinischer Untersuchungen befinden sich angeblich die fünf am stärksten erregbaren Zonen des Penis dort. Die Vorhaut ist mit zahlreichen "Meissnerschen Tastkörperchen" besetzt, die sich beispielsweise auch an den Fingerspitzen finden. Schon hierdurch wird die enorme Empfänglichkeit der Vorhaut für Dehnungsimpulse verständlich. Die Bewegung der zurückgerollten Vorhaut beispielsweise in der Scheide erhöht die sexuelle Lustempfindung für beide Partner und vermindert die möglicherweise entstehende Reibung. Darüber hinaus ist die Vorhaut sowohl beim partnerschaftlichen Liebesspiel wie bei der Masturbation ein von der Natur geschaffenes "Sexspielzeug".

Aus der Sicht der Urologie macht es durchaus Sinn, seine Vorhaut zu behalten, sofern keine damit zusammenhängenden Erkrankungen vorliegen. Sollte es einmal Probleme mit der Harnröhre geben, lässt sich nämlich gerade aus der Vorhaut optimal eine neue Harnröhre aufbauen.


Vorhaut: behalten oder beschneiden?

Vergleicht man die Argumente, die für eine Beschneidung vorgebracht werden mit den Argumenten, die die Existenz einer Vorhaut als äußerst sinnvoll verteidigen, bemerkt man einen deutlichen Spiegelungseffekt. Auf der einen Seite wird die geringere Sensibilität der Eichel als Positivum hingestellt, wobei die Gleichung lautet: geringere Erregbarkeit ist gleich längerer Akt bis zur Ejakulation ist gleich größere Befriedigung. Für die Frau, muss man anfügen. Die Gegenposition lautet: Mit der Beschneidung nimmt sich ein Mann einen wesentlichen Teil seiner erotischen Empfänglichkeit - weil mit der Vorhaut eine sensible Region weggeschnitten wird und weil zweitens die Eichel durch verstärkte Reibung und Austrocknung unsensibler wird. Dazu werden Untersuchungen angeführt, die belegen sollen, dass für Frauen, was die sexuelle Befriedigung angeht, kein Unterschied zwischen einem unbeschnittenen oder einem beschnittenen Sexualpartner feststellbar ist.

Zählt das Gesundheitsargument für eine Beschneidung? Bei ausreichender Penishygiene schwindet der statistische gesundheitliche "Vorteil" beschnittener Männer. Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Beschneidung mag für Afrika Sinn machen, wo der Gebrauch von Kondomen aus sozialen Gründen schwieriger durchzusetzen ist. Fakt bleibt aber, dass nur Kondome eine relativ hohe Sicherheit vor Ansteckung mit HIV bieten und dass eine Beschneidung bei allen anderen sexuell übertragbaren Krankheiten keinerlei Effekt hat.

Letztlich bleibt in hochentwickelten Industriestaaten das ästhetische Argument für oder gegen eine Entfernung der Vorhaut. Manche Menschen halten einen beschnittenen Penis für ästhetischer - doch das ist Geschmackssache. Wie so vieles auf dem Gebiet der Sexualität.
Darum sei hier auch nicht weiter auf die Möglichkeit eingegangen, die Vorhaut als Raum für eine Tätowierung zu nutzen.